Wie ermittelt man eigentlich das Alter eines Moores? Zum Glück ticken in Mooren meist mehrere unterschiedliche Uhren. Das Verfahren, sie möglichst genau abzulesen, nennt man Datieren. In günstigen Fällen können mehrere Datierungsmethoden herangezogen werden, die einander dann ergänzen. Man muss zwischen relativen und absoluten Datierungsmöglichkeiten unterscheiden.
Relative Datierungsmittel ermöglichen die Angabe eines Verhältnisalters (älter oder jünger als ...). Meist sind relative Datierungsmöglichkeiten mit der Vegetationsgeschichte, Klimaschwankungen, Meerestransgressionen oder der Vorgeschichte verknüpft.
Sie liefern konkrete Jahreszahlen. Allerdings ist die Genauigkeit absoluter Datierungen sehr unterschiedlich. Man zählt Jahresschichten im Sediment (Torf) oder Jahresringe von im Moor eingebetteten Bäumen. Weitere Möglichkeiten bieten physikalische Messungen (z.B. 14C-Datierung) oder vorgeschichtliche Moorfunde, die datiert sind.
Nachfolgend erhältst Du eine kurze Übersicht über die wichtigsten Datierungsverfahren. Auf weitergehende Angaben und Erklärungen muss aber leider verzichtet werden. Sie würden den Rahmen dieser Lerneinheit sprengen.
Relative Datierungsmittel
1 Pollenanalyse
Sie ist ein pflanzengeschichtliches Forschungsmittel, das in Torfen und Sedimenten fast immer anwendbar ist. Die P. beruht darauf, dass fortwährend Pollenkörner in chronologischer Abfolge in den Moorablagerungen eingebettet und konserviert werden. Die äußere Pollenhülle weist Merkmale auf, die eine mikroskopische Bestimmung der Urheberpflanze bis auf Artniveau ermöglicht. Aus vertikalen Torfprofilen, wie sie beispielsweise ein Bohrstock liefert, lassen sich deshalb die zeitliche Aufeinanderfolge und die zugehörigen Artenanteile von Moorpflanzen ermitteln. Man erhält letztlich ein Pollendiagramm, das grundlegende, anschauliche Erkenntnisse der Vegetationsentwicklung vergangener Zeiten ermöglicht. Bestimmte Phasen der Vegetationsentwicklung lassen sich als abgegrenzte Pollenzonen erkennen und bieten Datierungsmöglichkeiten.
2 Tephrochronologie
T. ist eine Datierungsmethode, die sich der weitverbreiteten Ascheregen von Vulkanausbrüchen bedient. Sie wird häufig zusammen mit der Pollenanalyse eingesetzt. Anhand ihres Mineralgehalts ist die Herkunft der Vulkanaschepartikel (Bimstuffe) oft sicher ermittelbar. Wenn solche Bimstuffe im Torf oder Sediment in bestimmten Schichten eingebettet sind, erhält man eine hervorragende Zeitmarke.
3 Archäologische Datierung
Archäologisch datierbare Funde lieferten früher die sichersten Daten für die Rekonstruktion der Moorgeschichte. Sie haben auch heute noch Bedeutung. Ihr großer Vorteil ist der geringe Zeitaufwand. Nachteilig sind jedoch mögliche Fehler, die sich durch Abweichung der Funde von der Schichtzugehörigkeit ergeben. Das kann auf natürliche Weise durch Einsinken in Torfschlamm geschehen sein oder künstlich durch absichtliches Versenken.
Absolute Datierungsmittel
1 Dendrochronologie (Jahrringchronologie)
Methode, die sehr genaue Daten liefert. Sie ist für die Datierung bestimmter Torfschichten, die Holzfunde enthalten, von größter Bedeutung. Methodisch besonders günstig sind Eichen, aber auch andere Bäume wie Tanne, Kiefer oder Buche.
Jahresringe von Bäumen werden in ihrer Zuwachsrate durch das Klima und damit großräumig beeinflusst. Jahresringe aus Jahren mit guten Wachstumsbedingungen sind deshalb breiter als solche aus Jahren mit schlechten Lebensbedingungen. Da für alle Bäume einer Art in einem bestimmten Gebiet die Lebensbedingungen annähernd gleich sind, weisen alle artgleichen Bäume dieser Region etwa die gleiche charakteristische Abfolge von schmalen und breiten Jahresringen auf. Durch die Überlagerung der Ringmuster vieler Bäume ist es möglich, eine gemittelte Baumringabfolge (= Jahrringchronologie) zu erstellen Sie kann aufgrund der überlappenden Lebenszeiten der Bäume viele Jahrtausende lückenlos abdecken. Ist diese Jahrringtabelle fehlerfrei, kann man jedem Baumring das Jahr seiner Entstehung zuordnen. Der computergestützte Abgleich mit dieser Tabelle erlaubt so die genaue Datierung von Hölzern, die z.B. aus dem Moor geborgen wurden.
2 Radiokohlenstoffdatierung (14C-Datierung)
Datierungsmethode, die auf der Untersuchung zweier Kohlenstoff-Isotope (12C, 14C) beruht. Sie ermöglicht z.B. eine direkte Datierung von Torfschichten. Das radioaktive Isotop 14C entsteht aus Stickstoffatomen durch Höhenstrahlung in der Stratosphäre. Seine Konzentration ist im Vergleich mit dem »normalen« Kohlenstoff 12C sehr gering. Beide stehen im Verhältnis von 1 : 1012. Von der lebenden Vegetation werden beide Isotope unterschiedslos assimiliert und ins Pflanzengewebe eingebaut. Das radioaktive 14C zerfällt jedoch mit einer Halbwertszeit von 5730 Jahren wieder zu Stickstoff. Vom Absterben einer Pflanze, also dem Zeitpunkt, an dem die Zufuhr frischen Kohlenstoffs aufhört, nimmt deshalb der 14C-Gehalt durch radioaktiven Zerfall allmählich ab.
Der 14C-Gehalt lässt sich im speziellen Labor mit Hilfe der ausgesandten Betastrahlung messen. Frische Proben zeigen 13,56 Zerfälle pro Minute und Gramm Kohlenstoff. Nach Ablauf einer Halbwertszeit ist die Zerfallsaktivität auf die Hälfte gesunken, nach zwei Halbwertszeiten auf ein Viertel und so weiter. So lässt sich aus der jeweiligen Zerfallsaktivität das Alter einer Torfprobe berechnen. Die Datierungsreichweite der Methode liegt bei ungefähr 45.000 Jahren.