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Ein Armmoor entsteht
Die Herrscher im Armmoor - ökologisch betrachtet

Die Torfmoose nährstoffarmer und extrem nährstoffarmer Moore verfügen über eine Reihe von Eigenschaften, die ökologisch sehr wichtig sind. Durch diese besonderen Eigenschaften sind sie in der Lage, gewissermaßen die Weichen im Moor zu ihren Gunsten zu stellen. In Regenmooren sind die Torfmoose deshalb dafür verantwortlich, dass dort für andere Pflanzen extreme Standortbedingungen herrschen.

  • Torfmoose besitzen ein hohes Wasserbedürfnis. Sie ertragen zwar Austrocknung ohne Schaden zu nehmen. Für ein optimales Wachstum brauchen sie aber ein sehr feuchtes bis nasses Milieu.
  • Torfmoose verfügen über eine große Wasserkapazität. Sowohl das Einzelpflänzchen als auch der Torfmoosrasen als Ganzes stellen einen ausgezeichnet wassersaugenden Kapillarapparat dar. Aufgrund der enormen Wassermenge, die gespeichert werden kann, wirken Torfmoose versumpfend bzw. vernässend auf den Boden ein. Das ist der Grund dafür, weshalb ein Armmoor seitlich expandieren, also sich ausdehnen kann - zu Lasten angrenzender Lebensräume. Im Lauf der Zeit können so gewaltige Flächen vermooren.
  • Torfmoose haben einen äußerst geringen Nährstoffbedarf. Die Nährstoffaufnahme aus dem Moor- oder Niederschlagswasser erfolgt über einen Kationenaustausch. Dieser Ionenaustausch ist sehr effizient. Er ist vor allem in dem äußerst mineralstoffarmen Substrat des Regenmoores die eigentliche Grundlage des Gedeihens der Torfmoose!
  • Torfmoose ertragen hohe Säuregrade. Und sie sind fähig, über den Kationenaustausch bei der Nährstoffaufnahme selbst eine starke Ansäuerung zu bewirken.
  • Torfmoose sind zur Massenentwicklung fähig. Das ist möglich durch die Ausschaltung pflanzlicher Konkurrenz. Die Konkurrenzausschaltung erfolgt durch die extremen Standortbedingungen, die von den Torfmoosen selbst geschaffen werden. Beispielsweise in wachsenden Regenmooren beträgt die Bedeckung des Bodens durch den Torfmoosteppich praktisch 100 Prozent. Die sehr wenigen Gefäßpflanzenarten, die noch konkurrieren können, müssen in diesem Teppich wurzeln.

 

Nehmen und geben: Ionenaustausch

Die sprichwörtliche Raffgier der Torfmoose ist in der besonderen Beschaffenheit ihrer membranartigen Zellwände begründet. In diesen Zellmembranen sind nämlich Ionenaustauscher lokalisiert, die wie ein »Nährstoff-Fangorgan« funktionieren. Durch die Fähigkeit zum Ionenaustausch sind Torfmoose in der Lage, Mineralstoffe (Nährstoffe) aus wässriger Lösung aufzunehmen, selbst wenn diese nur in Spuren vorhanden sind.

Der Austauscher (A) bindet Kationen (X++; beispielsweise Calcium, Magnesium, Natrium, Kalium) und gibt dafür eine äquivalente Menge an Wasserstoff-Ionen (H+) ab:

AH2 + X++ <>  AX 2H+

Das Prinzip des Ionenaustauschs ist Dir bestimmt schon einmal in Haushalten begegnet, in denen es passionierte Teetrinker gibt. Besonders in Gebieten mit »hartem« Leitungswasser werden nämlich häufig Wasserenthärter eingesetzt. Sie sollen Kalk und sonstige Stoffe, die im Trinkwasser gelöst sind, entfernen und das Wasser »weich« machen. Theoretisch könnte man zur Wasserenthärtung also auch Torfmoos einsetzen ...

Mit dem Niederschlagswasser werden einem Regenmoor aus der Atmosphäre immer auch Kationen in geringer Konzentration zugeführt. Sie sind hier als potentielle Pflanzennährstoffe von hochgradiger Bedeutung. Erfolgt in den vom Regenwasser durchtränkten Torfmoosen nach obiger Gleichung der Ionenaustausch, wird die Ansäuerung des Regenmoorwassers verständlich. Diese Ansäuerung wird nur von sehr wenigen bewurzelten Pflanzen (Gefäßpflanzen) ertragen.

Torfmoose sind also chemisch sehr aktiv. Dieser besondere Chemismus ist ihre wichtigste Waffe im Konkurrenzkampf. Zusammen mit ihrer hohen Wasserkapazität und ihrem geringen Nährstoffbedarf sichert er ihnen die unbedingte Herrschaft im Regenmoor. Überhaupt machen Torfmoose ja erst die Entwicklung von Regenmooren möglich!



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