Die Torfmoose nährstoffarmer und extrem nährstoffarmer Moore verfügen über eine Reihe von Eigenschaften, die ökologisch sehr wichtig sind. Durch diese besonderen Eigenschaften sind sie in der Lage, gewissermaßen die Weichen im Moor zu ihren Gunsten zu stellen. In Regenmooren sind die Torfmoose deshalb dafür verantwortlich, dass dort für andere Pflanzen extreme Standortbedingungen herrschen.
Nehmen und geben: Ionenaustausch
Die sprichwörtliche Raffgier der Torfmoose ist in der besonderen Beschaffenheit ihrer membranartigen Zellwände begründet. In diesen Zellmembranen sind nämlich Ionenaustauscher lokalisiert, die wie ein »Nährstoff-Fangorgan« funktionieren. Durch die Fähigkeit zum Ionenaustausch sind Torfmoose in der Lage, Mineralstoffe (Nährstoffe) aus wässriger Lösung aufzunehmen, selbst wenn diese nur in Spuren vorhanden sind.
Der Austauscher (A) bindet Kationen (X++; beispielsweise Calcium, Magnesium, Natrium, Kalium) und gibt dafür eine äquivalente Menge an Wasserstoff-Ionen (H+) ab:
AH2 + X++ <> AX 2H+
Das Prinzip des Ionenaustauschs ist Dir bestimmt schon einmal in Haushalten begegnet, in denen es passionierte Teetrinker gibt. Besonders in Gebieten mit »hartem« Leitungswasser werden nämlich häufig Wasserenthärter eingesetzt. Sie sollen Kalk und sonstige Stoffe, die im Trinkwasser gelöst sind, entfernen und das Wasser »weich« machen. Theoretisch könnte man zur Wasserenthärtung also auch Torfmoos einsetzen ...
Mit dem Niederschlagswasser werden einem Regenmoor aus der Atmosphäre immer auch Kationen in geringer Konzentration zugeführt. Sie sind hier als potentielle Pflanzennährstoffe von hochgradiger Bedeutung. Erfolgt in den vom Regenwasser durchtränkten Torfmoosen nach obiger Gleichung der Ionenaustausch, wird die Ansäuerung des Regenmoorwassers verständlich. Diese Ansäuerung wird nur von sehr wenigen bewurzelten Pflanzen (Gefäßpflanzen) ertragen.
Torfmoose sind also chemisch sehr aktiv. Dieser besondere Chemismus ist ihre wichtigste Waffe im Konkurrenzkampf. Zusammen mit ihrer hohen Wasserkapazität und ihrem geringen Nährstoffbedarf sichert er ihnen die unbedingte Herrschaft im Regenmoor. Überhaupt machen Torfmoose ja erst die Entwicklung von Regenmooren möglich!