Im Verlauf der Moorentwicklung durch Verlandungs- oder Versumpfungsvorgänge kommt es zur Produktion unterschiedlicher Torftypen. Sie unterscheiden sich in ihrer Zusammensetzung und kennzeichnen verschiedene Phasen der Moorentstehung. Mit Hilfe dieser Torftypen (und der ebenfalls abgelagerten Mudden) ist es möglich, die Entstehungsgeschichte eines Moores zu rekonstruieren. Es werden meist vier Torftypen unterschieden:
Limnisch gebildete Torfe (von griech. limne = See)
Torfe, die in einem Stillgewässer unter Wasser abgelagert wurden. Sie werden von Moosdecken gebildet, die untergetaucht frei an der Wasseroberfläche schwimmen. Bildner dieser Torfe sind verschiedene Gattungen von Laubmoosen, die nicht zu den Torfmoosen zählen (z.B. Drepanocladus, Warnstorfia, Scorpidium).
Telmatisch gebildete Torfe (von altgriech. telma = Sumpf)
An ihrer Entstehung sind außer Moosen auch Gefäßpflanzen beteiligt. Es handelt sich dabei um solche Gefäßpflanzen, die in einem wassergesättigten Torfkörper noch wurzeln können. Dieser durchwurzelte Torfkörper liegt dem Seewasser häufig als Schwingdecke auf. Er gibt nach unten Torf ab, der zum Gewässergrund absinkt. Kennzeichnend sind vor allem Seggentorfe und Schilftorfe.
Semiaquatisch gebildete Torfe (»halb im Wasser, halb an Land«)
Torfe, die an Nassstandorten gebildet werden, die eine Zone mit wechselndem Wasserstand aufweisen. Das ist in den meisten Mooren der Fall, die von Mineralboden- bzw. Grundwasser gespeist werden, z.B. in »Niedermooren«. Die Zusammensetzung semiaquatischer Torfe ist, in Abhängigkeit von der torfbildenden Vegetation, recht unterschiedlich.
Terrestrisch gebildete Torfe (terrestrisch = landgebunden)
Hauptsächlich von Torfmoosen (Laubmoos-Gattung Sphagnum) gebildete Torfe, die oberhalb des mittleren Moorwasserspiegels (und insofern unter Landbedingungen) gebildet werden. Terrestrische Torfe sind für Regenwassermoore besonders kennzeichnend.
Moore sind anders
In den meisten Ökosystemen, die von Pflanzen besiedelt sind, hat sich im Lauf der Zeit ein dynamisches Gleichgewicht zwischen der neu aufgebauten und der zersetzten Pflanzenmasse entwickelt. Nehmen wir als Beispiel einen Rotbuchenwald. Jedes Jahr im Spätherbst wirft er sein Laub vollständig ab. Am Boden bildet sich eine dicke Falllaubschicht. Wenn sich nach einem Jahr der nächste Laubabwurf ereignet, ist die vorjährige Blattmasse bereits weitgehend verschwunden. Sie wurde von Bodenorganismen förmlich »recycelt«, also in ihre Grundbestandteile zersetzt (mineralisiert). Es hat sich zwischen Laubproduktion und Laubabbau ein sogenanntes Fließgleichgewicht eingestellt. Wenn das nicht so wäre, müsste der Rotbuchenwald ja irgendwann von seinem eigenen Falllaub begraben werden.
Merkenswertes
Moore sind anders als die meisten übrigen Ökosysteme
In den meisten Ökosystemen besteht ein dynamisches Gleichgewicht zwischen aufgebauter und zersetzter Pflanzenmasse. In wachsenden Mooren ist die Zersetzung abgestorbenen Pflanzenmaterials gehemmt. Das Fließgleichgewicht ist damit zugunsten von Torfbildung verschoben.
Moore sind anders als die meisten Ökosysteme! In wachsenden Mooren ist dieses Fließgleichgewicht zugunsten von Torfbildung verschoben. Das bedeutet, dass die pflanzliche Produktion hoch, die Zersetzungsrate aber deutlich verringert ist. Abgestorbene Moorpflanzenteile bleiben deshalb größtenteils als Torf erhalten und häufen sich beständig an. Die pflanzlichen Torfproduzenten wachsen also auf einem Untergrund, der aus ihren eigenen abgestorbenen Körperteilen besteht.