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Niedersachsen - Land der Moore!
Das Land der Moore und seine Regenmoorgebiete

Gerne wird dargestellt, dass Niedersachsen zu großen Teilen mit Mooren bedeckt ist (beziehungsweise war). Diese Einschätzung ist nicht falsch, wenn wir uns an den Mooranteil von mehr als 13 % an der Gesamtfläche dieses Bundeslandes erinnern. Wir haben auch bereits gesehen, dass ombrogene Moore in Gestalt von Regenwassermooren im Tiefland Niedersachsens vorherrschen (beziehungsweise einmal vorgeherrscht haben). Doch Regenmoore waren nicht gleichmäßig über die Landesfläche verteilt. Vielmehr bildeten sie sich nur in bestimmten Gebieten gehäuft und wuchsen später oft zu gewaltigen Moorkomplexen zusammen. In anderen Gebieten fehlen Regenmoore dagegen nahezu vollständig. Wie die Hauptmoorgebiete in Niedersachsen verteilt sind, und wo dort die größten Regenmoorkomplexe liegen, soll zum Abschluss dieser Lerneinheit Thema sein.

Die ursprüngliche Verbreitung der Moore in Niedersachsen

Die ursprüngliche Verbreitung der Moore in Niedersachsen.

Verändert aus OVERBECK (1975).

Regenmoor (»Hochmoor«) = Regenmoor (»Hochmoor«)
Grundwassermoor (»Niedermoor«) = Grundwassermoor (»Niedermoor«)

 

Liste der Hauptmoorgebiete: 1 = Bourtanger Moor/Emsniederung; 2 = Moorgebiet der Hunte-Leda-Niederung; 3 = Moorgebiet der Oldenburgisch-Ostfriesischen Geest; 4 = Moorgebiet Hamme-Wümme-Niederung im Bremer Becken; 5 = Moorgebiet des Oste; 6 = Randmoore zwischen Geest u. Marsch der Niederweser u. Niederelbe; 7 = Moore des Tieflandes von der Ems bis zur Weser zwischen Mittelgebirgsrand u. Nienburg-Meppener Geest; 8 = Moore zwischen Weser u. Aller; 9 = Moore am rechtsseitigen Rand des Allertals; 10 = Moore der Lüneburger Heide; 11 Moore am Ober- u. Mittellauf der Wümme u. am Ostrand der Zevener Geest; 12 = Harzmoore; 13 = Moore des Solling.

 

Diese Abbildung zeigt Dir eine recht genaue Karte der ursprünglichen Verteilung von Mooren in Niedersachsen. Sie ist das Resultat einer älteren, umfassenden Moorinventur und unterscheidet zwischen topogenen und ombrogenen Mooren. In der Karte sind die Landesgrenzen der kleinen Bundesländer Bremen und Hamburg vernachlässigt.

Du erkennst in der Darstellung sofort, dass Regenmoore in Niedersachsen von der Küstenregion im Nordwesten nach Südosten hin deutlich an Fläche und Anzahl abnehmen. Etwa südlich der Linie zwischen den Städten Osnabrück und Hannover sind gar keine Regenmoore mehr in der Karte verzeichnet. Ausnahmen bilden hier im Südosten Niedersachsens lediglich die Moore der Mittelgebirge Harz (Nr. 12) und Solling (Nr.13). Echte Regenmoore sind in Mittelgebirgen jedoch relativ selten. Überwiegend finden wir dort soligene Moore (siehe Lernebene II: Hauptmoorregion Europas). Soligene Moore werden von Rieselwasser beeinflusst, weisen häufig aber auch größere ombrogene Anteile auf. Moorforscher nennen diesen Mischmoortyp der Mittelgebirge auch soli-ombrogenes Moor.

 

Das Sonnenberger Moor im Nationalpark Harz. Beispiel für ein noch weitgehend ungestörtes soli-ombrogenes Moor mit großen Regenmooranteilen (Moorgebiet 12).

Das Sonnenberger Moor im Nationalpark Harz. Beispiel für ein noch weitgehend ungestörtes soli-ombrogenes Moor mit großen Regenmooranteilen (Moorgebiet 12).

© HBS (1997; Sonnenberg, Nationalpark Harz)

Gemessen an ihrer Gesamtfläche liegen die bedeutsamsten Hauptmoorgebiete Niedersachsens eindeutig im Tief- und Hügelland. Die Karte veranschaulicht durch farbige Markierungen, dass insgesamt 11 Hauptmoorgebiete unterschieden werden. Du erkennst, dass ombrogene Moore besonders in den Moorgebieten der Küstenregion stark verbreitet sind ( Moorregionen Nr. 1-6). Nach Osten hin dominieren zunehmend topogene Moore (N r. 8-10).

In den Hauptmoorgebieten 1 bis 9 liegen etliche große Regenmoorkomplexe, die in der Moorforschung Berühmtheit erlangt haben. Zwei dieser Moore haben wir uns, zusammen mit ihrem Schicksal, bereits angeschaut: die Esterweger Dose ( Moorregion Nr. 2) und das Außendeichsmoor von Sehestedt (Moorregion Nr. 5). Weitere bekannte Namen von Regenmooren sind etwa das Bourtanger Moor/Meppen, dessen gewaltiger Komplex zu zwei Dritteln auf niederländischer Seite liegt (Nr. 1), das ostfriesische Zentralmoor bei Aurich (Nr. 3), das Diepholzer Moor (Nr. 7), das Bissendorfer Moor nördlich von Hannover (Nr. 8), das Ostenholzer Moor östlich von Nienburg oder das Große Moor bei Gifhorn (Nr. 9). Ein wenig näher anschauen sollten wir uns die drei Hauptmoorgebiete mit den Nummern 4 bis 6. Sie umfassen sehr viele Regenmoore und bilden zusammengenommen eines der größten Moorgebiete Deutschlands: das Teufelsmoor (in weiterem Sinne).

Welch ein spektakulärer Name für ein Moorgebiet! Doch der Teufel stand bei der Benennung nur ungewollt Pate. Der hochdeutsche Name wurde schlicht falsch aus der niederdeutschen Sprache hergeleitet. Er geht auf »Dooves Moor« zurück, wobei »doov« soviel wie taub, unfruchtbar oder unwegsam bedeutet. Zugegeben, »Teufelsmoor« klingt doch einfach viel spektakulärer und weckt verwegene Assoziationen. Außerdem lockt dieser Name alljährlich große Mengen von Touristen in die ziemlich abgelegene Region nördlich von Bremen. Beispielsweise in das Gebiet um das Dorf Worpswede ( Moorgebiet Nr. 4). Die Enttäuschung ist dann meist vorprogrammiert. Denn das gewaltige Ausmaß der Moorzerstörung erwähnt die Regionalwerbung überwiegend nicht. Die meisten Tagestouristen erwarten eine schaurige, urwüchsige Moorlandschaft. Sie können aber allenfalls ein Zerrbild vom Moor mit nach Hause nehmen: Bis zum Horizont erstrecken sich saftig grüne Wiesen mit schwarz-bunten Wiederkäuern, dazwischen tiefe Gräben, die schwarzbraunes Wasser führen.

Doch sind die Moore der Teufelsmoorregion nicht vollständig in Kulturland umgewandelt worden. Immer wieder finden sich recht versteckt stark gestörte, entwässerte, durchwühlte und oft völlig bewaldete Regenmoorreste. Diese Moorruinen sind heute vielfach Naturschutzgebiete. Nicht wenige von ihnen sind inzwischen mit großem Aufwand wiedervernässt worden. Diese degradierten Moorreste bilden in der heutigen Zeit höchst wertvolle Refugien für eine vielgestaltige Flora und Fauna. Sie hätte in der umgebenden Kulturlandschaft keine Überlebenschance mehr. Auch einzelne Arten, die einmal für die wachsenden Regenmoore typisch waren, finden sich noch darunter.

Viele Regenmoorreste in der Teufelsmoorregion wurden noch bis Ende des 20. Jhd. von der Lokalbevölkerung als Torfstich genutzt (Moorgebiet 4).

Viele Regenmoorreste in der Teufelsmoorregion wurden noch bis Ende des 20. Jhd. von der Lokalbevölkerung als Torfstich genutzt (Moorgebiet 4).

© HBS (1985; Sandhausener Moor/OHZ, Niedersachsen)

Auch im Gebiet des Teufelsmoores, also in den niedersächsischen Hauptmoorgebieten vier bis sechs, findest Du riesige Flächen, in denen in industriellem Maßstab noch Torf abgebaut wird oder bis in unsere Zeit abgebaut wurde . Ein Beispiel ist das Ahlen-Falkenberger Moor (Ahlenmoor). Es liegt in Moorgebiet 6, rund 15 km östlich von Bremerhaven, nahe Bad Bederkesa. Es besaß noch 1915 eine Gesamtfläche von fast 71 km². Hiervon waren rund 40 km² Regenmoor. Das Ahlenmoor ist ein weiteres Beispiel für die anfänglich schwache Position der ersten Naturschutzbestrebungen in Deutschland. Trotz energischer Appelle etlicher Moorforscher, wenigstens dieses eine Moor unzerstört zu erhalten, begannen umfangreiche Abtorfungs- und Kultivierungsmaßnahmen.

So weit das Auge reicht: Industrieller Torfabbau mit Frästorfflächen im Günnemoor nordwestlich von Worpswede (Moorgebiet 4).

So weit das Auge reicht: Industrieller Torfabbau mit Frästorfflächen im Günnemoor nordwestlich von Worpswede (Moorgebiet 4).

© HBS (1985; Günnemoor/OHZ, Niedersachsen

 

Industrieller Torfabbau im Ahlen-Falkenberger Moor bei Bad Bederkesa. (Moorgebiet 6).

Industrieller Torfabbau im Ahlen-Falkenberger Moor bei Bad Bederkesa. (Moorgebiet 6).

© HBS (1993; Neuenwalde, Ahlenmoor, Niedersachsen)

Sie hinterließen inmitten kultivierter Moorflächen lediglich einen kleinen, vorentwässerten Regenmoorrest (1.4 km²), dessen Oberfläche unangetastet geblieben war. In diesem Rest, heute ein Naturschutzgebiet, liegen zwei Kolke und ein großer Moorsee ragt hinein. Spät, Mitte der siebziger Jahre, wurden erste Maßnahmen zur Stabilisierung des Wasserhaushalts ergriffen. Das Gebiet drohte zu verheiden und sich zu bewalden. Heute, Jahrzehnte später, zeigen sich erste Erfolge, die hoffen lassen. Lokal beginnt die typische Moorvegetation nämlich zu regenerieren und bildet wieder Torf.

Nicht abgetorfter, teilweise regenerierender Rest des Ahlen-Falkenberger Moores inmitten von kultiviertem Moorland. Links der Bildmitte ein großer Moorsee und zwei Kolke. (Moorgebiet 6)

Nicht abgetorfter, teilweise regenerierender Rest des Ahlen-Falkenberger Moores inmitten von kultiviertem Moorland. Links der Bildmitte ein großer Moorsee und zwei Kolke. (Moorgebiet 6).

© HBS (1988; NSG Fünfseen, Ahlenmoor, Niedersachsen)



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