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Hydrologische Moortypen
Pflanzen als Störungszeiger in Moorresten

Der nordwestdeutsche Küstenraum war noch im 19. Jahrhundert die mit Abstand moorreichste Region Deutschlands. Besonders zahlreich hatten sich dort nach dem Ende der Eiszeit großflächige Regenwassermoore entwickelt. Heute sucht man ursprüngliche Regenwassermoore dort vergebens. Die meisten Moorflächen wurden in den vergangenen 200 Jahren nach vorheriger Entwässerung abgetorft und in Kulturland umgewandelt. Bei den wenigen Moorrestflächen, die übrig blieben, handelt es sich überwiegend um mehr oder weniger stark gestörte »Moorruinen«. Die Störungen sind in erster Linie die Folgen einer Entwässerung, die oft viele Jahrzehnte angedauert hat. In ökologischer Hinsicht besitzen diese Restflächen deshalb heute andere Eigenschaften als früher. Auch die beiden Projektgebiete Huvenhoopsmoor und Lauenbrücker Moor haben ein solches Schicksal erlitten.

In den Moorresten, die erhalten geblieben sind, ist der mooreigene Wasserspiegel meist stark gesunken. Folge sind Zersetzungs- bzw. Vererdungsprozesse im Torfuntergrund. Diese Veränderungen ermöglichen relativ rasch das Einwandern von bestimmten Gefäßpflanzen, die vor der Entwässerung nicht in der eigentlichen Regenmoorvegetation vorkamen. Solche Pflanzen werden als Störungszeiger (»Entwässerungszeiger«) bezeichnet. In den Regenmoorresten Norddeutschlands sind Beispiele für solche Störungszeiger vor allem das Pfeifengras und die Moorbirke, aber auch Gagelstrauch, Krähenbeere und Dorniger Wurmfarn. Vor allem die ausbreitungsstarke Moorbirke kann in relativ kurzer Zeit Moorpflanzen, die bis dahin überlebt haben, verdrängen und geschlossene Birkenwälder auf Torf ausbilden.

 

Pflanzen als Störungszeiger in Moorresten

Entwässerter, aber nicht abgetorfter Regenmoorteil mit Resten der einstigen Regenmoorvegetation und pflanzlichen Störungszeigern (links). Jungbirkenaufwuchs wird regelmäßig manuell entfernt.

© Hans-Bert Schikora (2002; Weißes Moor/Heide, Schleswig-Holstein)

Entwässerte, nur teilweise abgetorfte und dann sich selbst überlassene Regenmoorflächen verwandeln sich häufig sogar in reine Pfeifengraswiesen. Große Bereiche des stark gestörten Moores, so wie sie etwa im Lauenbrücker Moor zu sehen sind, wirken dann savannenartig. Ohne Gegenmaßnahmen werden sie nachfolgend fast immer von der Moorbirke erobert und verwandeln sich rasch in einen Birkenwald.

 

Entwässertes und teilweise abgetorftes Regenmoor im Pfeifengras-Birkenstadium

Entwässertes und teilweise abgetorftes Regenmoor im Pfeifengras-Birkenstadium.

© Hans-Bert Schikora (1985; Hamberger Moor/Osterholz-Scharmbeck, Niedersachsen)



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