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Hydrologische Moortypen
Wie sind hydrologische und ökologische Moortypen miteinander verbunden?

Bislang haben wir in dieser Lerneinheit die ökologischen und hydrologischen Moortypen getrennt voneinander vorgestellt, so als hätten sie miteinander nichts zu tun. In Wirklichkeit sind beide aber untrennbar miteinander verbunden. Das bedeutet, dass die hydrologischen Moortypen eine kennzeichnende Verknüpfung mit meist mehreren ökologischen Moortypen besitzen. Dieser Zusammenhang wird von der folgenden Tabelle veranschaulicht.

Verknüpfung der ökologischen und hydrologischen Moortypen in Mitteleuropa

oligotroph = nährstoffarm; mesotroph = mäßig nährstoffreich; eutroph = nährstoffreich

Verknüpfung der ökologischen und hydrologischen Moortypen in Mitteleuropa

nach SUCCOW & JOOSTEN 2001: 240-241

So kann beispielsweise der hydrologische Moortyp Kesselmoor in Mitteleuropa in drei ökologischen Ausprägungen (Typen) anzutreffen sein: als Armmoor, als (Sauer-)Zwischenmoor oder als Reichmoor. Welcher ökologische Typ dabei konkret ausgebildet wird, hängt stark von der Lage des jeweiligen Kesselmoores ab, also von den naturräumlichen und standörtlichen Gegebenheiten, etwa dem Nährstoffangebot des Mineralbodens.

Die Tabelle zeigt auch, das zwei hydrologische Moortypen, Regenmoore und Überflutungsmoore, ausschließlich in einer einzigen ökologischen Ausbildungform (als Armmoor bzw. als Reichmoor) zu finden sind. Das hängt damit zusammen, dass der Nährstoffgehalt von Niederschlagswasser, Fluss- und Meerwasser verhältnismäßig wenig regionale Unterschiede zeigt.

Umgekehrt kann jeder ökologische Moortyp in mehreren unterschiedlichen hydrologischen Typen vorkommen. Beispielsweise die nur mäßig nährstoffreichen Sauer-Zwischenmoore sind in Mitteleuropa durch insgesamt sechs hydrologische Moortypen vertreten. Anders ausgedrückt, kann von sechs Moortypen mit recht unterschiedlicher Hydrologie und Entwicklungsgeschichte eine vergleichsweise einheitliche Sauer-Zwischenmoorvegetation ausgebildet werden. Sie zeigt relativ übereinstimmende ökologische Bedingungen, nämlich mesotroph-saure Verhältnisse an.

Zugegeben, diese Zusammenhänge sind etwas kompliziert. Sie machen aber deutlich, dass die Vielfalt der Moortypen alleine in unserem Mitteleuropa schon verwirrend ist!

 

Mooraufbau - einmal hydrologisch betrachtet

»Intakte, wachsende Moore besitzen an der Oberfläche eine torfbildende Schicht mit typischer Moorvegetation. In der wassergesättigten Zone darunter befindet sich ihr mehr oder weniger mächtiges Torflager.«

So oder ähnlich kann man den zweigeteilten Aufbau eines lebenden Moores durchaus korrekt beschreiben. Wie schaut die Zweiteilung des Moores aber hydrologisch aus? Das wollen wir zum Abschluss dieser Lerneinheit am Beispiel eines Regenwassermoores kurz beleuchten.

Die oberste Zone eines ungestörten, wachsenden Moores wird als Akrotelm bezeichnet. Sie ist biologisch sehr aktiv. Darunter liegt das Katotelm. Beide moorkundliche Begriffe sind aus dem Altgriechischen abgeleitet worden. Das Katotelm entspricht dem größten Teil des mooreigenen Torflagers. Das Akrotelm umfasst

(a) die torfbildende Vegetationsschicht und

(b) den »Moorboden«.

Er wird auch treffender »Torfbildungshorizont« genannt. Der Torfbildungshorizont vermittelt dabei zwischen der lebendigen, photosynthetisch aktiven Vegetationsschicht und dem Katotelm: Neu gebildeter Torf geht später ins Katotelm über.

 

Aufbau wachsender Moore (Beispiel: Regenwassermoor). Akrotelm = oberer Bereich des Moores mit Vegetationsschicht und wasserleitenden Porenräumen des Torfbildungshorizonts; Katotelm = ständig wassergesättigter Bereich des Torfkörpers mit relativ geringer biologischer Aktivität.

Aufbau wachsender Moore (Beispiel: Regenwassermoor). Akrotelm = oberer Bereich des Moores mit Vegetationsschicht und wasserleitenden Porenräumen des Torfbildungshorizonts; Katotelm = ständig wassergesättigter Bereich des Torfkörpers mit relativ geringer biologischer Aktivität.

Das Katotelm ist der ständig wassergesättigte Bereich des Torfkörpers. Es zeigt im Vergleich mit dem Aktotelm eine sehr stark verminderte biologische Aktivität. Mikrobielle Zersetzungsprozesse laufen hier oft nur noch in stark gebremster Form ab. Das Gefüge des Torfs im Katotelm ist häufig stark zusammengepresst (Ausnahme: z.B. Durchströmungsmoore). Die Kompressionswirkung geht aus von der Auflast des Aktotelms und den darunter befindlichen Torfschichten. Die Substanzdichte nimmt also vom Akrotelm zum Katotelm im Allgemeinen stark zu.

Wichtig: Die starke Verdichtung im Katotelm wird begleitet von einer zunehmenden Verminderung seiner Wasserdurchlässigkeit.

Der Torfbildungshorizont besteht neben abgestorbenen Pflanzenteilen aus einem dichten elastischen Geflecht lebender, luftführender Pflanzenwurzeln. Er enthält ebenso die basalen Abschnitte der wurzellosen Moossprosse. Diese organische Pflanzensubstanz ist relativ locker gelagert und enthält viele Porenräume. In hydrologischer Hinsicht besteht die Bedeutung des Torfbildungshorizonts darin, dass in diesen Poren eine Wasserströmung stattfinden kann. Sie wird als Porenströmung bezeichnet und ist vorwiegend horizontal gerichtet.

Wichtig: Die Porenräume des Akrotelms fungieren damit als Wasserleiter. Beispielsweise in Regenmooren ist bei längeren Niederschlagsphasen diese Wasserströmung im Wurzelraum der Moorpflanzen gut zu beobachten. Sie kommt bei länger anhaltenden Trockenphasen jedoch zum Erliegen.

In Regenmooren wird die oberste Torfschicht Weißtorf genannt. Weißtorf besteht hauptsächlich aus kaum zersetzten Torfmoosen. Er besitzt, vor allem in getrocknetem Zustand, eine kennzeichnende, weißlichgelbe bis hell bräunliche Färbung. Darunter, meist scharf abgesetzt, lagert der sogenannte Schwarztorf. Er ist deutlich stärker zersetzt (= humifiziert) und von schwarzbrauner Färbung. Trotz der stärkeren Zersetzung sind im Schwarztorf immer noch deutlich erkennbare Pflanzenreste zu finden. Im Projektgebiet Huvenhoopsmoor kann man an zwei Stellen die Grenze zwischen Weißtorf und Schwarztorf hervorragend selbst untersuchen.



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