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Moore im Wandel
Moorwasser marsch!

»Moore leben vom Wasser«. Erinnerst du dich? Doch in dieser schlichten Aussage ist auch der Schlüssel zur Zerstörung der Moore enthalten. Denn fehlt das Wasser, wächst ein Moor nicht mehr und »stirbt«. Als man das erkannt hatte, begann man bald, Mooren wortwörtlich das Wasser abzugraben. Auch ist praktisch jede wirtschaftliche Nutzung von Moorflächen erst nach vorheriger Entwässerung möglich. Die wichtigsten Formen der Moornutzung sind heute

  • Landwirtschaftliche Nutzung

Umwandlung von Mooren in Grün- und Ackerland mit oder ohne vorherige Abtorfung

  • Forstwirtschaftliche Nutzung

Aufforstung von entwässerten Moorflächen

  • Torfgewinnung

Beispiele:

Verwendung von Torf und Torfprodukten im Erwerbsgartenbau

Verwendung zur Herstellung von Aktivkohle

Verwendung als Bädertorf in der Balneotherapie (Moor-Heilkunde)

 

Vor allem im 19. und 20. Jahrhundert wurden gewaltige Anstrengungen zur Entwässerung der nordwestdeutschen Moore unternommen. Seither sind tiefe Entwässerungsgräben und Vorfluter zur Wasserableitung aus Moorgebieten kaum noch wegzudenken. Vielen Menschen erscheinen sie heute geradezu als normal.

 

Folgen der Entwässerung

Die Folgen einer Moorentwässerung bemerkt man nicht schlagartig. Sie stellen sich erst allmählich ein und sind dann aber weitreichend. Teilweise werden sie erst nach etlichen Jahren in ihrem gesamten Ausmaß deutlich.

Artenzusammensetzung. Jede Entwässerung beeinflusst natürlich auch die Zusammensetzung der Pflanzen- und Tierarten des Moores. Besonders bei den Moorpflanzen fällt auf, dass sie mit Verschiebungen ihrer bisherigen Häufigkeit reagieren. Das bedeutet, dass einzelne Moorpflanzenarten sich stark ausbreiten, während andere verschwinden. Diese Verschiebungen sind umso stärker, je tiefer der Moorwasserspiegel unter die Oberfläche abgesunken ist.

Am Anfang der Entwässerung »verheidet« ein Moor, das bis dahin ungestört war. Heidekrautgewächse, etwa die Besenheide, übernehmen die Vorherrschaft und verdrängen die Torfmoose. Sinkt der Wasserspiegel weiter, beginnen vor allem Laubbäume, etwa Birken, das Moor zu erobern. Birkensamen sind sehr leicht und werden vom Wind weit fortgetragen. Das frühere Moor verwandelt sich so in wenigen Jahrzehnten in einen dichten Birkenwald.

Dort, wo nach der Trockenlegung eines Regenmoores der Torfboden freigelegt wird, siedelt sich gerne das Pfeifengras an. Dieses Gras kann im Zentrum eines ungestörten Regenmoores normalerweise nicht gedeihen. Breitet es sich dort aber stark aus, zeigt es dir Störungen im Wasserhaushalt des Moores an. Entwässerungsmaßnahmen sind eine besonders starke Störung. Ob du wohl Pfeifengras in unseren Projektgebieten Huvenhoopsmoor und Lauenbrücker Moor finden kannst? Was meinst du?

So weit das Auge reicht: Pfeifengras in Torfstichen eines entwässerten Regenmoores

So weit das Auge reicht: Pfeifengras in Torfstichen eines entwässerten Regenmoores

© Hans-Bert Schikora (2011; Lauenbrücker Moor/Rotenburg, Niedersachsen)

Moorsackung. Torf besitzt, ähnlich wie ein Badeschwamm, eine Unmenge winziger Hohlräume. Sie sind nicht sehr stabil. Sie werden als Poren bezeichnet. Ihr Rauminhalt ist das Porenvolumen. Im lebenden Moor ist das Volumen der Poren fast vollständig mit Wasser gefüllt. Aber eine Entwässerung verkleinert das Porenvolumen des Torfs. Denn Poren, die nicht mehr wassergefüllt sind, sinken in sich zusammen. Jede Moorentwässerung führt deshalb zur mehr oder weniger starken Abnahme der Torfmächtigkeit. Dieser Vorgang im Moorboden wird als Sackung bezeichnet. Das Moor sackt also nach der Entwässerung in sich zusammen. Im Projektgebiet Huvenhoopsmoor kannst du dir selbst ein Bild davon machen, wie stark die Sackung hier ausgefallen ist. In vollständig entwässerten Regenmooren kann sie durchaus einige Meter betragen.

Vererdung. Nach der Entwässerung eines Regenmoores dringt Luft tief in den Torfboden ein. Du weißt, dass Torf normalerweise Jahrtausende weitgehend unverändert erhalten bleibt. Du kannst mit bloßem Auge Reste der torfbildenden Pflanzen erkennen. Entwässerung und Belüftung ändern jetzt diese Situation. Es beginnt im Torfboden ein Prozess, der als »sekundäre Bodenbildung« bezeichnet wird. Das bedeutet, dass sich der Torf nachträglich verändert. Er zersetzt sich und vererdet. In niederschlagsreichen Regionen ist das fast immer der Fall. Der Torf bekommt dann eine dunkle, schwarzbraune Färbung und wird krümelig wie Blumenerde. In den Krümeln kannst du Pflanzenreste jetzt nur noch unter dem Mikroskop erkennen.

Erinnerst du dich noch an die Moor-Kleptokraten, die Torfmoose? Als das Regenmoor noch wuchs, hielten sie auch die geringsten Spuren von Nährstoffen eifersüchtig fest. Bewurzelte Moorpflanzen mussten deshalb darben. Auch später im Torf bleiben die Nährstoffe normalerweise in den toten Torfmoospartikeln eingeschlossen. Aber bei einer Vererdung des Torfs werden die Nährstoffe schlagartig freigesetzt. Das führt dazu, dass der Moorboden andere Eigenschaften bekommt. In unseren Projektgebieten kannst du sehen, dass dort, wo Torf vererdet ist, auch völlig regenmoorfremde Pflanzen optimal gedeihen können. Im Huvenhoopsmoor sind es vor allem nährstoffbedürftige Arten wie Flatterbinsen, Großer Ampfer und Breitblättriger Ampfer. Diesen Vererdungsprozess kann man nicht mehr rückgängig machen. Auch, dann nicht, wenn ein entwässertes Moor wieder vernässt wird!



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