In den Augen von Geologen und Moorforschern sind Moore eine sehr junge Landschaftsform. Sie konnten erst nach dem Rückzug der Gletscher am Ende der letzten Kaltzeit entstehen. Die enormen Schmelzwassermengen hoben den Meeresspiegel der südlichen Nordsee, die Küstenlinie verschob sich in Richtung des Festlandes. Folge war ein Ansteigen des Grundwasserspiegels. Senken und Niederungen versumpften großflächig und entwickelten sich zu Mooren weiter.
Du hast schon erfahren, dass die Abfolge verschiedener Kaltzeiten, die vor 12.000 Jahren ausgeklungen ist, vor rund 2 Millionen Jahren begonnen hat. Erdgeschichtlich war das am Übergang vom Tertiär zum Quartär. Das Quartär ist die jüngste erdgeschichtliche Periode. In ihr leben wir.
Interessant ist nun die Frage, ob es in unserem Raum vor Beginn der Eiszeiten bereits Moore gegeben hat. Wir können darüber nur Vermutungen anstellen. Wahrscheinlich hat es vor etwa 2 Millionen Jahren hier bereits Moore gegeben. Doch die zahlreichen Eisvorstöße dürften deren Torflager weggehobelt und vollständig zerstört haben. Wie eine Landschaft ausschaut, nachdem Eismassen sich mehrfach darüber hinweg geschoben haben, zeigt Dir die folgende Abbildung. Wie Du siehst, gibt es dort nicht einmal mehr Pflanzen. Sie müssen erst wieder neu einwandern. Die nassen Stellen im Bild könnten dann versumpfen und sich zu einem Versumpfungsmoor entwickeln. Doch die Entwicklung eines Moores ist ein außerordentlich langsamer Prozess. Selbst bei günstigen Bedingungen und ungestörtem Ablauf. Er dauert Jahrhunderte bis Jahrtausende.
Sich zurückziehender Gletscher im ausgehobelten Trogtal. Schuttmoräne im Vordergrund.
© HBS (2010; Nigårdsbreen/Luster, Norwegen)
Hast Du schon einmal darüber nachgedacht, woher die großen Braunkohle- und Steinkohlelagerstätten tief in der Erde stammen? Sie sind sichere Zeugen von einstiger Moorvegetation! Aus den ehemaligen Torflagern sind durch sogenannte Inkohlungsprozesse allmählich Kohlelager geworden. Unter Inkohlung versteht man die langsame Umwandlung von Pflanzenresten in Kohle. Nötig sind dazu Luftabschluss, hoher Druck und hohe Temperatur. Inkohlung führt in Zeiträumen von Jahrmillionen von Torf über Braunkohle und Steinkohle bis hin zu Glanzkohle (Anthrazit) oder gar Graphit. Im Fall von Graphit ist von den einstigen Moorpflanzen nur noch 100 Prozent reiner Kohlenstoff übriggeblieben.
Übrigens: Wann hast Du das letzte Mal einen Bleistift benutzt? Seine Mine besteht aus solchem Graphit.
Die ersten solcher Moore, von denen wir sicher wissen, gehen zurück auf das Oberdevon, also eine Zeit vor fast 400 Millionen Jahren (400.000.000)! Zum Vergleich: die ersten Dinosaurier sind vermutlich im Trias entstanden, also vor »nur« 235 Millionen Jahren (235.000.000).