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Wie bildet sich eigentlich ein Moor?
Verlanden und Versumpfen - wie geschieht das genau?

In zwei Schritten zur Verlandung.

Schritt 1. Die Verlandung eines Sees beginnt damit, dass Schwebstoffe (Sedimente, Bodensatz) im Wasser auf den Seegrund absinken. Einen ähnlichen Ablagerungsvorgang kannst Du auch in einem Aquarium gut beobachten, wenn Du die Fische zu reichlich gefüttert hast. Meist besteht ein höherer Anteil des Sediments aus organischem Material. Das sind beispielsweise Ausscheidungen von Planktonorganismen oder deren Reste. Normalerweise wird der organische Anteil des Sediments bald zersetzt. Oft reicht aber der Sauerstoffgehalt im Gewässer zur völligen Zersetzung nicht aus. Am Seeboden lagern sich dann die wenig zersetzten Sinkstoffe im Lauf der Zeit als dicke Muddeschicht (»Schlammschicht«) ab. In der Mudde sind natürlich auch mineralische Stoffe enthalten. Beispielsweise eingeschwemmte Tonpartikel oder kalkhaltige Ausfällungen, die sogenannten Seekreiden. Folge der Muddebildung ist, dass sich die Wassertiefe zunehmend verringert.

Schritt 2. Irgendwann ist das Wasser des Sees durch die Muddeablagerungen ziemlich seicht geworden. Jetzt gelingt es der Ufer- und Wasservegetation zunehmend, in Richtung Seemitte zu wachsen. Auch deren abgestorbenen Reste werden unter Wasser nicht vollständig zersetzt. Sie lagern sich beispielsweise als Schilftorf ab. Im Lauf der Zeit bilden die Pflanzen und ihr Wurzelgeflecht oft einen dicken Teppich, der zu schwimmen scheint. Er liegt am Rand aber auf der weichen Mudde und dem Torfschlamm auf. Ein solcher Teppich kann mitunter einen Menschen, der nicht zu schwer ist, gerade eben noch tragen. Er wird Schwingdecke oder Schwingrasen genannt, weil er beim vorsichtigen Betreten wellenartig schwingt. Diese Schwingdecke verschließt allmählich die Wasseroberfläche und führt zum Verschwinden des Gewässers. Diesen Vorgang kannst Du Dir wie das Schließen der ringförmigen Irisblende bei einem Fotoapparat vorstellen. Aus dem einstigen See ist ein Verlandungsmoor entstanden. Der Raum, der früher mit Seewasser (Grundwasser) gefüllt war, wird jetzt von Mudden und Torf eingenommen. Aus einem Verlandungsmoor können sich anschließend andere Moortypen, etwa ein Regenwassermoor, entwickeln.

 

Schema der Verlandung eines nährstoffreichen Gewässers (Schnittdarstellung). Schwingdecke hier nicht entwickelt. Pfeil kennzeichnet Verlandungsrichtung. a = Schilftorf; b = Seggentorf; c = Erlen-Bruchwaldtorf.

Schema der Verlandung eines nährstoffreichen Gewässers (Schnittdarstellung). Schwingdecke hier nicht entwickelt. Pfeil kennzeichnet Verlandungsrichtung. a = Schilftorf; b = Seggentorf; c = Erlen-Bruchwaldtorf.

Darstellung unter Verwendung eines Aquarells (veränd.) von C.A. WEBER (um 1900).

 

Versumpft und vermoort

Ist Dir das auch schon passiert? Du nimmst draußen auf Sandboden Platz. Nach einer Weile merkst Du, dass Dein Sitzplatz überhaupt nicht so trocken ist, wie es zunächst schien. Du hast unfreiwillig Bekanntschaft mit einem höheren Boden- oder Grundwasserstand gemacht!

Mineralböden, zu denen auch Sand zählt, versumpfen, wenn das Grundwasser an einer Stelle dauerhaft bis nahe der Oberfläche ansteigt. Versumpfungen ereignen sich aber auch, wenn sich der Wasserabfluss verringert oder die Verdunstung. Im Lauf der Zeit stellen sich Sumpfpflanzen ein, die Feuchte oder Nässe lieben. Steht nun das Grundwasser hoch an, geraten die abgestorbenen Pflanzenteile am Sumpfboden bald unter Sauerstoffmangel. Die Folge ist, dass sie nur unvollkommen zersetzt werden. Damit startet Torfbildung, und ein Versumpfungsmoor ist entstanden.

Häufig spielt bei der Entstehung eines Versumpfungsmoores das Auftreten von Torfmoosen eine wichtige Rolle. Torfmoose sind nämlich in der Lage, in speziellen Zellen beträchtliche Wasservorräte zu speichern. Sie besitzen hierzu spezielle Zellen, die tot sind und keinen Zellinhalt mehr besitzen. Durch Kapillarkräfte saugen diese Speicherzellen über kleine Poren Wasser begierig auf.

Torfmoos (Sphagnum). Links ganze Pflanze, rechts Blattzellnetz in Aufsicht (Vergr. 300fach). Wasserspeicherzellen groß (blau), mit Spiralverdickungen und Poren, dazwischen lebende, schmale Chlorophyllzellen (grün).

Torfmoos (Sphagnum). Links ganze Pflanze, rechts Blattzellnetz in Aufsicht (Vergr. 300fach). Wasserspeicherzellen groß (blau), mit Spiralverdickungen und Poren, dazwischen lebende, schmale Chlorophyllzellen (grün).

Skizzen veränd. aus DENFFER et al. (1978).



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