Wie schaut es denn mit größeren Tieren in einem Regenmoor aus? Gibt es dort Wirbeltiere wie Säugetiere, Vögel, Reptilien oder Amphibien? Ja, es gibt sie dort. Aber es sind nicht viele Arten. Die meisten von ihnen leben im Randbereich der Regenmoore, also zwischen Randsumpf und der Übergangszone zur Hochfläche. Auf der Hochfläche selbst wirst du kein größeres Tier finden, dass ständig dort lebt.
Kein einziges der Wirbeltiere im Regenmoor kommt ausschließlich in Regenmooren oder anderen Armmooren vor. Alle von ihnen kannst du auch in ganz anderen Lebensräumen finden. Das gilt ebenfalls für den Moorfrosch, den du bereits kennen gelernt hast.
Was machen denn die Wirbeltiere im Regenmoor? Die meisten von ihnen kommen dort hin,
Das größte Moortier
Welches mag wohl das größte Wirbeltier sein, das man oft in Regenmooren antreffen kann? Allerdings nicht mehr in unseren Mooren. Dort ist es schon lange ausgestorben.
Es ist der Elch. Der Elch ist der größte Hirsch der Welt. Er wird etwa so groß wie ein Reitpferd. Elche haben eine große Vorliebe für große Feuchtgebiete wie Sümpfe und Moore. Sie können ausgezeichnet schwimmen und sogar tauchen. Elche kannst du noch häufig in dünner besiedelten Ländern Skandinaviens und Osteuropas finden. Elche sind meistens sehr scheu. In Regenmooren verstecken sie sich tagsüber im Wald des Randgehänges. In der Dämmerung äsen sie im Randlagg ihre Lieblingsspeise: Sumpfpflanzen.
Elchkuh und Bulle im Randgehängewald - Ein eher seltenes Bild. Elche sind außerhalb der Brunftzeit nämlich Einzelgänger. Der Bulle ist an seinen Geweihknospen zu erkennen.
© Hans-Bert Schikora (1990; Jönköping, Südschweden)
Der Elch ist ein hochbeiniger, fast reitpferdgroßer Moor- und Sumpfhirsch.
Hier beim Äsen im nassen Randsumpf.
© Hans-Bert Schikora (1990; Store Mosse/Värnamo, Südschweden)
Versteckt sich tagsüber gerne im Randgehängewald: Elchbulle mit neu nachwachsendem Schaufelgeweih im Frühsommer.
© Hans-Bert Schikora (2010; Store Mosse/Värnamo, Südschweden)
Vögel im Regenmoor
Es gibt einige Vögel, denen du in einem wachsenden Regenmoor begegnen kannst. Der größte Vogel, der gleichzeitig auch die lauteste Stimme hat, ist dort der Kranich. Kraniche kommen manchmal auf die Hochfläche, um nach Nahrung zu suchen. Häufiger sind sie in ausgedehnten Randsumpfzonen zu beobachten. Sie brüten meistens außerhalb des Regenmoores. Den Winter verbringen sie als Zugvögel in Südeuropa.
Kranichpaar bei der Nahrungssuche im wasserführenden Randsumpf, der hier fast wiesenartig wirkt.
© Hans-Bert Schikora (1990; Store Mosse/Värnamo, Südschweden)
Ein etwa amselgroßer Vogel nutzt die Hochfläche von Regenmooren, um dort zu brüten. Es ist der Goldregenpfeifer, ein Verwandter unseres Kiebitz. In Deutschland ist dieser Zugvogel vom Aussterben bedroht. In skandinavischen Mooren kannst du zur Brutzeit sein etwas wehleidig klingendes Pfeifen noch häufig hören.
Goldregenpfeifer - amselgroßer Brutvogel auch auf Regenmoorhochflächen
© www.natur-server.com/ Bilder/HWG/003/hwg00231
Auf Hochflächen wachsender Moore sind am Ende des Winters auch besondere Hühnervögel zu beobachten. Es sind Birkhühner. Sie nutzen die weite, übersichtliche Hochfläche, um dort ihre spektakuläre Balz durchzuführen. Die kullernden und fauchenden Rufe der Birkhähne sind morgens über große Entfernungen zu hören. Die Brut erfolgt am Moorrand. Aus unseren Mooren ist das Birkhuhn heute fast verschwunden.
Zur Balzzeit auch auf Regenmoorhochflächen: Birkhähne im frühen Morgenlicht
© Hans-Bert Schikora (1990; Komosse/Ulricehamn, Südschweden)
Reptilien im Regenmoor
Auf der Hochfläche eines wachsenden Regenmoores findest du kaum Reptilien. Allenfalls der Mooreidechse kann man dort begegnen. Wie die wenigen anderen Reptilien auch, bevorzugt sie eigentlich die Zonen des Moorrandes. Die Mooreidechse bringt lebende Junge zur Welt. Sie wird auch Berg- oder Waldeidechse genannt. Daran erkennst du, dass sie nicht nur im Moor zu Hause ist. Diese Eidechse ist erstaunlich anpassungsfähig. In manchen Mooren beherrscht sie sogar Schwimmen und Tauchen perfekt.
Mooreidechse
© Hans-Bert Schikora (1994; Augstumalmoor/Kurisches Haff, Litauen)
Auch Schlangen sind am Moorrand zu Hause. Eine von ihnen ist die Kreuzotter. Sie bewohnt vor allem sonnige Stellen an den Rändern des Randgehänges. Kreuzotterweibchen werden maximal 90 cm lang und sind so etwa so dick wie ein Daumen. Die Männchen erreichen rund 60 cm und bleiben dünner. Die Kreuzotter ist eine Giftschlange, die vor allem Mäuse jagt. Ihre »Gefährlichkeit« wird meistens stark übertrieben. Wer sie besser kennt, weiß, dass sie sehr scheu ist und eher flüchtet als zubeißt. Dennoch solltest du vorsichtig sein und immer schauen, wo du am Moorrand hintrittst oder hingreifst. Eine Kreuzotter, die sich in die Enge getrieben fühlt, oder auf die man tritt, wird sich natürlich verteidigen. Sowohl für Kreuzotter und Mooreidechse sind unsere Moorreste in Norddeutschland wichtige Rückzugsgebiete geworden. Denn sie können in der Kulturlandschaft nicht mehr überleben.
Scheu und eher friedfertig - weibliche Kreuzotter in typischer Aufmerksamkeitshaltung.
© Hans-Bert Schikora (1984; Heimelberg/OHZ, Niedersachsen)
Perfekte Tarnung ist für eine gute Jägerin alles: Kreuzotter beim Sonnenbad am Moorrand
© Hans-Bert Schikora (1984; Sandhausener Moor/OHZ, Niedersachsen)
Eine weitere Schlange lebt vorzugsweise in der nassen Laggzone von Regenmooren. Es ist die Ringelnatter. Sie hat besonders Froschlurche zum Fressen gern. In Norddeutschland bewohnt sie auch feuchte Stellen in Moorresten und Torfstichen. Die Ringelnatter kann man manchmal beim Schwimmen und Tauchen beobachten, häufiger noch aber beim Sonnenbaden.
Hat auch Moorfrösche zum Fressen gern: Ringelnatter beim Sonnenbad am Moorrand
© Hans-Bert Schikora (1982; Sandhausener Moor/OHZ, Niedersachsen)
Amphibien im Regenmoor
Den meisten Amphibien ist das Wasser im Regenmoor viel zu sauer. Ihr Laich kann sich dort nicht mehr entwickeln. Ausnahmen sind der Moorfrosch und die Erdkröte. Beide wird man aber nur ausnahmsweise auf der Hochfläche treffen. Ihr wichtigster Entwicklungs- und Lebensraum sind die Moorumgebung, die Laggzone und schwächer bewaldete Bereiche des Randgehänges.
Nur zur Balzzeit manchmal himmelblau: Männchen des Moorfroschs.
© Hans-Bert Schikora (1994; Heimelberg/OHZ, Niedersachsen)
Schade, doch kein verwunschener Prinz: große Erdkröte in der Randsumpfzone
© Hans-Bert Schikora (1996; Kemeri Nationalpark/Riga, Lettland)