Die Pflanzendecke wachsender Moore liefert in Gestalt abgestorbener Pflanzenteile das Ausgangsmaterial für die Torfbildung. Die Zusammensetzung der Moorpflanzen bestimmt auch die Beschaffenheit und die Qualität des entstehenden Torfs.
Unter den Mooren gibt es einen sehr merkwürdigen Typ. Es sind die Armmoore. Fast alle Moore im Tiefland Nordwestdeutschlands gehör(t)en diesem Typ an. Du wirst ihn später noch näher kennen lernen. Merkwürdig bedeutet, dass das Wasser von Armmooren sehr sauer ist und kaum Nährstoffe für die Moorpflanzen enthält. Man nennt sie deshalb auch "Sauer-Armmoore". In solchen Armmooren ist eine bestimmte Moosgruppe wichtigster Bestandteil der Moorpflanzen! Es sind die Torfmoose der Gattung Sphagnum. In wachsenden Armmooren bedecken sie bis zu 100 Prozent der Mooroberfläche.
Köpfchen des Torfmooses Sphagnum girgensohnii in der Torfmoosdecke eines wachsenden Moores
© Hans-Bert Schikora 1996 (Endla-Moore, Estland)
Torfmoose besitzen keine Wurzeln. Sie wachsen nur in ihrer Köpfchenregion und sterben nach unten hin schrittweise ab. Das ist der Grund dafür, dass Torfmoose besonders in Armmooren den wichtigsten Beitrag zur Torfbildung leisten. Deshalb wirst du im Torf von Armmooren hauptsächlich Reste von Torfmoosen vorfinden. Du siehst: Ohne Moos ist in solchen Mooren nix los!
Einzelne Torfmoospflanze. Rechts die wachsende Köpfchenregion, links der absterbende Moosteil.
© D. Barthel/Wikipedia 2010 geänd.
Außer Torfmoosen findest du in einem Armmoor nur wenige andere Pflanzenarten. Es handelt sich hauptsächlich um einige Gräser und Zwergsträucher. Sie müssen meist notgedrungen inmitten der Torfmoosdecke wachsen. Zu den grasartigen Pflanzen der Armmoore gehören etwa das Scheidige Wollgras, das Weiße Schnabelried oder die Rasen-Haarsimse. Typische Zwergsträucher sind die Besen-, Glocken-, und Rosmarinheide oder die Moosbeere.
Torfbildende Vegetation mit Scheidigem Wollgras, Besenheide und einer geschlossenen Torfmoosdecke.
© Hans-Bert Schikora 2010 (Store Mosse, Südschweden)
Gräser und Zwergsträucher haben es im Armmoor sehr schwer. Denn sie werden ständig durch die rasch wachsenden Torfmoose bedrängt. Torfmoose können in einem einzigen Jahr durchaus 10 Zentimeter oder mehr in die Höhe streben. Wer da als Pflanze nicht mithalten kann, wird einfach von den Torfmoosen überwachsen und stirbt ab. Torfmoose und die anderen Moorpflanzen konkurrieren also im Wachstum miteinander. Die unterlegenen Pflanzen werden vom Gewicht der Torfmoose zusammengepresst und in dann Torf verwandelt.
Einbettungsweise und Wachstumsschema einiger Moorpflanzen im Torfmoosrasen
OVERBECK 1975; veränd.
a: Rosmarinheide (Andromeda polifolia);
b: Moosbeere (Vaccinium oxycoccus);
c: Scheidiges Wollgras (Eriophorum vaginatum);
d: Blumenbinse (Scheuchzeria palustris)
Du wirst später noch genauer erfahren, dass die zarten Torfmoose weitere überraschende Fähigkeiten besitzen. Zum Beispiel können sie die Lebensbedingungen im Moor zu ihren Gunsten verändern! Torfmoose sorgen etwa dafür, dass das Moorwasser sehr sauer wird. Deshalb haben die meisten anderen einheimischen Pflanzen im Armmoor keine Überlebenschance. Das ist einer der Gründe dafür, warum du in Armmooren außer Torfmoosen nur wenige andere Pflanzenarten findest.