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Moorspuk und Wirklichkeit
Weiße Frauen, Irrlichter & Co.

Es spukt im Moor! Davon sind manche Menschen jedenfalls dort überzeugt, wo es noch große, wachsende Moore gibt. Zum Beispiel in Südschweden.

Dort gibt es ein großes Regenmoor, das Komosse, also Kuhmoor, heißt. Die Bauern in seiner Umgebung schwören, dass in diesem Moor ein Gespenst sein Unwesen treibt. Einige wollen es selbst schon gesehen haben. Es wird dort vita frun genannt, die Weiße Frau. Sie soll Moorwanderern in der Dämmerung Angst und Schrecken einjagen. Etwa in Gestalt eines Ziegenbocks. 1990 arbeitete ein Moorforscher fast das ganze Jahr über im Komosse. Natürlich wollte er auch unbedingt die Weiße Frau sehen. Doch trotz aller Bemühungen zeigte sie sich nie. Offenbar sieht die Weiße Frau nur, wer ganz fest an sie glaubt.

Übrigens:

Möchtest du wissen, wo die Bauern im Komosse die »Weiße Frau« öfters gesehen haben wollen? Mit dem kostenlosen Programm Google Earth® kannst du das Moor und die Stelle am Björnsjö (Bärensee) aus der Luft erkunden. Ihre Position ist 57°42’12,88? Nord und 13°41’33,65? Ost.

Der Moorsee Björnsjö im südschwedischen Regenmoor Komosse. An seinem Ostufer soll die »Weiße Frau« häufiger erschienen sein. Wasserflächen erscheinen im Bild schwarz.

Der Moorsee Björnsjö im südschwedischen Regenmoor Komosse. An seinem Ostufer soll die »Weiße Frau« häufiger erschienen sein. Wasserflächen erscheinen im Bild schwarz.

© Google Earth® (2011; veränd.)

Erinnerst du dich noch an die unheimliche Ballade »Der Knabe im Moor«? Wir haben sie in der ersten Lerneinheit vorgestellt. Gleich zu Beginn heißt es: »O, schaurig ist’s übers Moor zu gehn ...«. Moore haben manchen Menschen offenbar schon immer Angst gemacht. Aber warum? Wie du bereits erfahren hast, ist ein Moor eigentlich kein Ort, vor dem man sich wirklich fürchten muss.

Doch auch routinierten Moorforschern kann in großen, wachsenden Mooren, wo es keine Wege gibt, manchmal richtig mulmig werden. Besonders im Herbst ist das der Fall. Dann kann sich plötzlich innerhalb weniger Sekunden, dichter Nebel bilden. Wenn man jetzt Kompass oder GPS-Gerät vergessen hat, wird der Heimweg schnell abenteuerlich. Jede Orientierung geht verloren. Ist auch noch Abenddämmerung, spielt einem die eigene Phantasie im Nebel oft Streiche. Häufig glaubt man, vor sich schemenhaft ein großes Tier oder eine Person zu erkennen. Beim Näherkommen entpuppen sich diese Gestalten dann stets als Sträucher oder krüppelige Bäume. In solchen Momenten ahnt man, warum sich um Moore so viele unheimliche Geschichten ranken!

Doch nicht alles, was im Moor beängstigend oder unerklärlich wirkt, muss aber Produkt der Phantasie sein. Zum Beispiel die Irrlichter. Irrlichter sind Lichterscheinungen, die man nachts manchmal in Sumpf- und Moorgebieten beobachtete. Kleine bläuliche oder gelbliche Flämmchen, die urplötzlich lautlos über moorigem Boden oder Wasserflächen schweben und nach kurzer Zeit wieder verschwinden. Manchmal sollen die Irrlichter auch umherwandern (umherirren!) können. Besonders aus den Mooren bei Bremen und Oldenburg liegen viele alte Berichte über Irrlichter vor. Eine der letzten glaubhaften Beobachtungen kommt aus dem Jahr 1941.

Irrlichter sind auch Thema vieler Märchen und Gespenstergeschichten. Deshalb hat man lange gezweifelt, ob es sie wirklich gibt. Man hielt sie für Hirngespinste. Wohl zu Unrecht. Denn heute weiß man, dass sich bestimmte Moorgase tatsächlich von selbst entzünden können. In entwässerten, zerstörten Mooren wird man auf Irrlichter allerdings vergeblich warten.




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