Logo



Leute aus dem Torf
Moorleichen

Weißt du, wer »Ötzi« ist?

Im Herbst 1991 machten Touristen in den Ötztaler Alpen einen gruseligen Fund. Auf einem Gletscher entdeckten sie eine Mumie. Es handelte sich um die Leiche eines Mannes, der vor ungefähr 5.300 Jahren gelebt hat! Weil die Leiche die ganze Zeit über gefroren war, blieb sie in recht gutem Zustand erhalten. Dieser Mann aus dem Eis wurde später nach seinem Fundort »Ötzi« genannt. Die Zeit, aus der er stammt, nennen wir heute Jungsteinzeit.

Auch tief im Torf von Regenmooren sind Jahrtausende alte Körper von Menschen gefunden worden. Man bezeichnet sie als Moorleichen. Die besonderen chemischen Eigenschaften des wachsenden Moores haben ihre Körper haltbar gemacht. Manche Moorleichen sind äußerlich sogar noch besser erhalten geblieben als Ötzi. Sie wirken so, als ob sie nur schliefen.

Meist werden die gefundenen Moorleichen in Museen aufbewahrt. Dort kannst du dann Menschen längst vergangener Zeiten direkt ins kaum veränderte Gesicht sehen! Wie viel mal älter als du mögen diese Moorleichen sein? Wenn dein Alter zum Beispiel zehn Jahre beträgt, wäre die Leiche des Mannes von Tollund mehr als zweihundertdreißigmal älter als du. Ötzi wäre dann sogar fünfhundertdreißigmal älter.

Sicherlich die bekannteste Moorleiche: Der Mann von Tollund (Jütland, Dänemark).

Sicherlich die bekannteste Moorleiche: Der Mann von Tollund (Jütland, Dänemark).

© Sven Rosborn (2008)

Schau dir die folgende Abbildung an, wenn du Schwierigkeiten hast, dir das vorzustellen. Die ältesten Moorleichen, die man heute kennt, sind sogar rund 8.000 Jahre alt.

So dürfte der Mann von Tollund ausgesehen haben, als er noch lebte: Rekonstruktion des Gesichts

So dürfte der Mann von Tollund ausgesehen haben, als er noch lebte: Rekonstruktion des Gesichts

© http://www.mummytombs.com/bog/tollund.htm (2011)

Natürlich wirst du Begegnungen mit Moorleichen im Museum ziemlich unheimlich oder gruselig finden. Doch für Moorforscher und andere Wissenschaftler haben Moorleichen einen sehr hohen Wert. Durch sie erfahren sie nämlich Dinge, die sonst für immer unbekannt geblieben wären. Zum Beispiel,

  • wie die Menschen der Moorgegend aussahen,
  • wie sie gelebt haben,
  • was sie gegessen haben,
  • welche Frisuren und Kleider sie trugen,
  • welche Krankheiten sie plagten oder
  • welche Gegenstände sie hergestellt haben.

Oft können die Wissenschaftler auch feststellen, wodurch diese Menschen gestorben, und wie sie in den Torf des wachsenden Moores gelangt sind.

Der Mann von Grauballe (Jütland, Dänemark), ein weiterer bedeutender Moorleichenfund.

Der Mann von Grauballe (Jütland, Dänemark), ein weiterer bedeutender Moorleichenfund.

© Sven Rosborn (2008)


Alter zweier bekannter Moorleichen (Tollund-Mann, Grauballe-Mann) und der Gletschermumie aus den Ötztaler Alpen (»Ötzi«).

Alter zweier bekannter Moorleichen (Tollund-Mann, Grauballe-Mann) und der Gletschermumie aus den Ötztaler Alpen (»Ötzi«).



© expedition-moor.de