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Wie bildet sich eigentlich ein Moor?
Versumpfen oder verlanden?

Wusstest Du, dass man die Elbe mit einem einzigen Schritt überqueren kann? Du kannst sogar problemlos mit Deinen Beinen gleichzeitig auf beiden Ufern der Elbe stehen! Wo und wie das gehen soll? Nun, natürlich nicht bei Hamburg. Dort, an ihrem Unterlauf, ist die Elbe ja bereits ein großer Strom. Aber auch die Elbe fängt einmal ganz klein an. Nämlich an ihrer Quelle auf der Südseite des Riesengebirges in Tschechien. Dort ist sie ein schmales, unscheinbares Bächlein. Man würde nie vermuten, dass es einmal derart groß werden wird.

Ganz ähnlich ist es mit Mooren. In alten, gewaltig großen Mooren reicht ein Tag nicht aus, um sie zu durchqueren. Ein sehr junges Moor könntest Du im besonders günstigen Fall sogar in beiden Händen halten! Bestimmt erinnerst Du aus den ersten Lerneinheiten, dass ein Moor wachsen kann und auch, dass es dabei Torf bildet. Wie aber genau entsteht eigentlich ein Moor? Beispielsweise eins, das Du anfangs, wenn es noch ganz jung ist, sogar in Deinen Händen halten könntest?

Die Entstehung eines Moores gelingt nur, wenn am Ort der Moorbildung günstige Entstehungsbedingungen vorliegen. Diese Bedingungen erinnern an Weichen, die richtig oder falsch gestellt sein können. Die Moorbildung ist von richtigen, günstigen Weichenstellungen abhängig. Eine falsche Weichenstellung würde eine Moorentstehung behindern. Von was genau hängt die mögliche  Entstehung eines Moores ab? Bestimmt erinnerst Du Dich an Modul 3, wo wir hierüber schon einmal nachgedacht haben.


Wenn günstige Bedingungen vorliegen, können Moore auf zwei ganz unterschiedliche Weisen entstehen. Nämlich durch Verlandung oder durch Versumpfung. Moorforscher nennen beide Vorgänge »Prozesse der Moorentstehung«. Aus diesen Entstehungsprozessen gehen entweder Verlandungsmoore oder aber Versumpfungsmoore hervor (siehe Modul 3: Hydrologische Moortypen).

Verlandungsmoore können sich bilden, wenn kleine bis mittelgroße Seen allmählich zuwachsen und dabei ganz langsam verlanden.

 

Verlandender See mit Schwingdeckenring (Verlandungsvegetation). Im Vordergrund lassen schwimmende Torfmoosteppiche bereits die Entstehung eines Sauer-Armmoores erkennen.

Verlandender See mit Schwingdeckenring (Verlandungsvegetation). Im Vordergrund lassen schwimmende Torfmoosteppiche bereits die Entstehung eines Sauer-Armmoores erkennen.

© HBS (2010; Store Mosse/Värnamo, Südschweden)

Schema des Verlandungsprozesses

Schema des Verlandungsprozesses bei der Entstehung eines Verlandungsmoores

(s. Modul 3: Hydrologische Moortypen).

© HBS

Versumpfungsmoore entstehen dagegen direkt auf dem festen Land. Sie können sich entwickeln, nachdem dauerhaft feuchte Stellen in der Landschaft versumpft sind.

 

Durch gestiegenen Grundwasserstand hervorgerufene Versumpfung mit beginnender Bildung eines nährstoffarmen Versumpfungsmoores. Zu erkennen sind junges Schilf und Seggen, dazwischen Torfmoospolster
Durch gestiegenen Grundwasserstand hervorgerufene Versumpfung mit beginnender Bildung eines nährstoffarmen Versumpfungsmoores. Zu erkennen sind junges Schilf und Seggen, dazwischen Torfmoospolster.
© HBS (2010; Store Mosse/Värnamo, Südschweden)

Schema der Entstehung eines Versumpfungsmoores (s. Modul 3: Hydrologische Moortypen).

Schema der Entstehung eines Versumpfungsmoores (s. Modul 3: Hydrologische Moortypen).

© HBS

Jetzt kennst Du die beiden wichtigen Prozesse, die zu einer Moorentstehung führen können. Ihr Ergebnis sind Verlandungs- oder Versumpfungsmoore. Wir sind beiden Moorvarianten in Modul 3 bereits unter der Überschrift „Hydrologische Moortypen“ begegnet.

Vielleicht erinnerst Du Dich, dass es noch fünf weitere hydrologische Moortypen gibt. Nämlich Hangmoore, Quellmoore, Überflutungsmoore, Durchströmungsmoore, Kesselmoore und Regenwassermoore. Deren Entstehung ist besonders schnell erklärt: Sie alle haben einmal entweder als Verlandungsmoor oder als Versumpfungsmoor begonnen! Und sie haben sich dann später erst zu einem anderen Moortyp weiterentwickelt. Ein Regenwassermoor kann beispielsweise sowohl aus einem Verlandungsmoor als auch aus einem Versumpfungsmoor hervorgehen. Und ein Hangmoor startet ausschließlich als Versumpfungsmoor. Die vollständige Entwicklung bis zum »ausgewachsenen« Moor dauert dabei immer sehr lange. Oft viele tausend Jahre.

Aber es gibt doch auch noch die verschiedenen ökologischen Moortypen (Modul 3). Wie entstehen die denn? Auch sie entstehen entweder als Verlandungsmoor oder als Versumpfungsmoor! Ökologische und hydrologische Moortypen - das klingt ganz schön kompliziert! Ist es aber nicht:

 

 

Merkenswertes

 

Ökologische und hydrologische Moortypen

Die Unterscheidung von ökologischen und hydrologischen Moortypen ist nur eine Frage des Blickwinkels. Das soll Dir ein Beispiel zeigen:

Du kannst ein Auto unter dem Blickwinkel seines Kraftstoffverbrauchs oder aber unter dem Blickwinkel des Neuwagenpreises betrachten. Du wirst dabei zwei ganz verschiedene Feststellungen machen. Sie beziehen sich aber auf ein und dasselbe Auto. Du stellst möglicherweise fest, dass das Auto zur Kategorie der »Säufer« zählt. Der Neupreis den Du ermittelt hast, kennzeichnet das Auto hingegen als Vertreter der Nobelklasse.

In ganz ähnlicher Weise kannst Du ein bestimmtes Moor zunächst aus hydrologischem Blickwinkel, dann aus ökologischer Perspektive betrachten. Dabei wirst Du Dich zuerst auf die Herkunft des Moorwassers, dann auf Säuregehalt und Pflanzennährstoffe des Moores beziehen.

 

Nun muss aber endlich das Rätsel des »handlichen« Jungmoores aufgelöst werden. Jung bedeutet, dass ein Moor gerade erst angefangen hat, Torf zu bilden. Doch viele Verlandungsmoore und Versumpfungsmoore sind bereits im Babyalter schon beachtlich groß. Sie bedecken ausgedehnte Flächen. Es gibt aber auch wirklich winzige Jungmoore. Sie sind kaum größer als ein Essteller. Du triffst sie besonders oft in Mittelgebirgen, etwa im Nationalpark Harz. In den Augen der meisten Menschen sind es unscheinbare Polster aus Torfmoos, die an sickerfeuchten Wegrändern wachsen. Man könnte tatsächlich mit beiden Händen darunter fassen und sie hochheben. Doch ungestört, und sofern Menschen es überhaupt zulassen, können solche »Moorkeime« zu großen Versumpfungsmooren heranwachsen. Nicht wenige der gewaltigen Moorgebiete in Norddeutschland haben vor langer Zeit einmal ganz klein angefangen!



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