Wenn Du mal nach dem moorreichsten Bundesland in Deutschland gefragt werden solltest, wirst Du um eine Antwort bestimmt nicht verlegen sein. Wie wir bereits festgestellt haben, ist es eindeutig Niedersachsen!
Doch auch andere Bundesländer brauchen sich in Sachen Moorreichtum nicht zu verstecken. So besitzt Mecklenburg-Vorpommern heute noch ca. 3000 km² Moorflächen, Brandenburg etwa 2100 km², Bayern ca. 2000 km² und Schleswig-Holstein rund 1700 km². Auch in den meisten übrigen Bundesländern kommen noch Moore vor. Doch deren Gesamtflächen sind deutlich kleiner. Beispielsweise für Nordrhein-Westfalen werden circa 650 km² genannt, für Baden-Württemberg rund 600 km² oder für Hessen, Rheinland-Pfalz und Saarland jeweils etwa 50 km². 50 Quadratkilometer kannst Du Dir als Quadrat mit einer Kantenlänge von 7.1 km vorstellen. 600 km² ergeben bereits ein Quadrat mit der Kantenlänge von 24.5 km.
Leider darfst Du auch in den moorreichsten Bundesländern wie Niedersachsen nicht erwarten, noch große, weitgehend ursprüngliche Moore vorzufinden. Selbst Deine Urgroßeltern und deren Eltern haben bereits in einer Zeit gelebt, als der ursprüngliche Zustand der meisten Moore schon zerstört war.
Ein Beispiel für Moorzerstörung ist die riesige Teufelsmoorregion nördlich von Bremen im heutigen Niedersachsen. Dort begann die planmäßige Umwandlung der großen Moore in landwirtschaftliche Nutzflächen schon ab der Mitte des 18. Jahrhunderts (ca. 1750)! Man sprach damals von Moorkolonisation. Die Moorkolonisation war ein Projekt des damaligen Kurfürsten von Hannover. Sie hatte zum Ziel, die Moore zwischen den Flüssen Wümme und Hamme trockenzulegen und mit Menschen (Moorkolonisten) zu besiedeln. Die Moorkolonisation ist eng verbunden mit dem Namen des Königlichen Moorkommissars Jürgen Christian Findorff (1720-1792). Bis zu seinem Tod gründete er im Teufelsmoorgebiet auf rund 140 km² Moorland 42 neue Dörfer.
Der Moorkommissar Jürgen Christian Findorff (1720-1792)
© www.de.wikipedia.org/wiki/J%C3%BCrgen_Christian_Findorff (Bilddatei ist gemeinfrei)
Den gewaltigen Umfang der Moorzerstörungen in Niedersachsen kannst du in der folgenden Animation nachvollziehen.
Die Umwandlung der Moore in landwirtschaftliche Nutzflächen oder die Ausbeutung ihrer Torflager haben aber nach 1950 nicht aufgehört. Der Moorschwund hat sich bis zum Beginn des 21. Jahrhunderts noch einmal stark erhöht! Viele der Moore aus der Animation (1950) sind heute verschwunden und im Landschaftsbild nicht mehr zu erkennen.