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Was haben Moore mit unserem Klima zu tun?
Torf und Flaschengeist

Kennst du noch das gute alte Sparschwein? Es besteht aus Keramik, ist hohl und hat auf dem Rücken einen Schlitz. Durch ihn kann man Münzgeld in das Sparschwein einwerfen und so sammeln. Irgendwann, oft erst nach Jahren, ist das Sparschwein dann voll. Doch an das Ersparte kannst du nur gelangen, indem du das Sparschwein mit einem Hammer zertrümmerst. Sozusagen mit einem Schlag bist du dann relativ reich!

Sparschwein Moor

Auch lebende Moore haben eine Sparfunktion. Sie ähnelt dem Sparen mit einem Sparschwein. Moore sammeln über sehr lange Zeit Torf an. Er wird regelrecht angespart. Wie deine Münzen im Sparschwein, so geht auch Torf im Moor nicht verloren. Das ist jedenfalls so, so lange ein Moor genug Wasser hat und wächst. Was aber passiert mit dem Torf, wenn Moore von Menschen entwässert und dadurch zerstört werden?

Geist aus der Flasche

In einem entwässerten Moor beginnt der Torf sich bald zu zersetzen. Dabei bilden sich große Mengen bestimmter Gase, die in die Luft entweichen. Dieser Vorgang erinnert ein wenig an das Märchen mit dem Geist, der in einer verschlossenen Flasche auf seine Befreiung wartet. Befreit wird dieser Geist aus dem Torf durch das Entwässern des Moores. Ist er einmal draußen, gibt es keinen Weg mehr »zurück in die Flasche«. Aber anders als im Märchen, erfüllt der Geist aus dem Torf leider keine Wünsche. Im Gegenteil. Er trägt vielmehr dazu bei, weltweit Unheil heraufzubeschwören. Dieses drohende Unheil wird Klimawandel oder »Klimakatastrophe« genannt.

Treibhaus Erde

Die Gase, die weltweit bei der Torfzersetzung in gewaltiger Menge entstehen, reichern sich immer mehr in der Atmosphäre an. Je stärker ihre Konzentration steigt, desto mehr führen sie zu einer Veränderung unseres Klimas. Es wird immer wärmer. Diese Gase wirken ähnlich wie die Glasscheiben eines Treibhauses in der Gärtnerei. Sie halten Sonnenwärme auf der Erde zurück. Normalerweise würde die Wärme wieder ins Weltall entweichen. Die daran beteiligten Gase werden als »Treibhausgase« bezeichnet. Sie sind mit dafür verantwortlich, dass es auf unserer Erde, langsam aber sicher, immer wärmer wird.

Die bedrohlichen Folgen des allmählichen Temperaturanstiegs machen sich bereits bemerkbar. Du hast bestimmt davon gehört, dass in den Gebirgen die Gletscher wegschmelzen oder dass der Nordpol bald eisfrei sein wird. Auch Stürme werden immer zerstörerischer, Wüsten breiten sich aus. In vielen Teilen der Welt sind arge Hungersnöte vorprogrammiert. Dort droht die Saat zu vertrocknen, Ackerboden wird als Staub davongetragen, Weidevieh verdurstet.

Stopp!

Wir Menschen haben spät erkannt, dass auf unserer Erde alles irgendwie mit allem zusammenhängt. Wie bei einem Uhrwerk greift ein Zahnrad ins andere. Hättest du gedacht, dass wachsende Moore eine so große Bedeutung für unser Klima haben? Die Zerstörung der Moore lässt sich nicht mehr rückgängig machen. Deshalb ist es sehr wichtig, dass weltweit alle Moore, die heute überhaupt noch wachsen und Torf bilden, streng geschützt werden. In den entwässerten Mooren versucht man, wenigstens die weitere Freisetzung von Treibhausgasen zu stoppen. Die Hoffnung ruht dabei auf der Wiedervernässung solcher Moore. Denn ein hoher Wasserstand führt im Moorboden zu Sauerstoffarmut. Das könnte eine weitere Torfzersetzung verhindern.

 



Ständig hoher Wasserstand verhindert in Mooren die normale Zersetzung abgestorbener Vegetation. Stattdessen baut sie sich Schicht für Schicht als Torf auf. So wird der von den Pflanzen zu Lebzeiten als CO2 aufgenommene Kohlenstoff im Boden gespeichert.

 

Durch Entwässerung, Landwirtschaft und Torfabbau sind die Torfschichten wieder der Luft ausgesetzt. Der im Torf gespeicherte Kohlenstoff verbindet sich mit Sauerstoff und entweicht nun als Kohlendioxid (CO2) in die Atmosphäre.

© DER SPIEGEL (2010; verändert)



© expedition-moor.de