Fällt dir ein Tier ein, das deiner Ansicht nach typisch für Moore ist? Das ist wirklich eine schwierige Frage. Wenn du im Lexikon oder im Internet nachschaust, findest Du einige Tiere, die das Wort »Moor« zumindest in ihrem Namen tragen. Den Moorfrosch, die Mooreidechse oder die Tagfalter Moor-Gelbling, Moor-Perlmutterfalter, Moor-Bläuling oder Moor-Wiesenvögelchen. Möglicherweise hast du noch nie von diesen Tieren gehört. Dann geht es dir wie den meisten Menschen. Denn diese Tiere sind so selten geworden, dass fast nur noch Moorforscher sie manchmal zu Gesicht bekommen. Die Zerstörung von Armmooren hat diesen Tieren in vielen Gegenden ihr Zuhause genommen!
Du hast in Teil 1 dieses Moduls die vier Zonen erkundet, aus denen ein Regenmoor aufgebaut ist. Interessant ist, dass alle diese Moortiere die Hochfläche im Regenmoorzentrum meiden. Es ist ihnen dort viel zu nass, zu sauer oder zu windig. Ihre wichtigste Adresse im Regenmoor ist vor allem der Randsumpf. Manchmal kann man einige von ihnen auch im Mooranstieg (Randgehänge) oder in der Übergangszone treffen.
Wenn du dir die Bilder dieser Moortiere anschaust, wirst du manchmal deinen Augen nicht trauen. Da sind tatsächlich himmelblaue Frösche zu sehen! Es sind balzende Moorfroschmännchen. Die wirst du bestimmt nicht so schnell vergessen. Vielleicht wird der Moorfrosch sogar dein Lieblingstier?
Wissenwertes zum Moorfrosch
Männliche und weibliche Moorfrösche treffen sich im zeitigen Frühjahr an bestimmten Stellen im flachen Wasser des Randsumpfes. Auch überflutete Moorwiesen sind für sie interessant. Beide Geschlechter sind dann noch bräunlich. Sobald die Sonne scheint, beginnen die Männchen dann, mit leiser Stimme zu rufen. Sie quaken also nicht wie andere Frösche. Ihre Stimme klingt so ähnlich, wie Luftblasen, die aus einer Flasche aufsteigen, die du unter Wasser hältst. Es ist ein helles Blubbern. Wenn viele Männchen gleichzeitig rufen, hört sich das aus der Entfernung so an, wie eine Meute kläffender, sehr kleiner Hunde. Innerhalb von wenigen Minuten verfärben sich rufende Männchen dann braunblau bis himmelblau. Möglicherweise beeindrucken sie damit zusätzlich die Froschweibchen. Das Blauwerden ist entfernt mit dem Erröten von uns Menschen vergleichbar.
Moorfrösche sind bei der Balz sehr scheu. Wird ein blau verfärbtes Männchen gestört, taucht es sofort zum Gewässergrund ab. Wenn es nach einer Weile wieder auftaucht, ist aus dem Himmelblau der Oberseite ein Braunviolett geworden! Bald nachdem die Weibchen ihre faustgroßen Eiballen, den Laich, abgelegt haben, gehen alle Moorfrösche wieder an Land. Dort machen sie dann Jagd auf kleine wirbellose Moortiere.
Nur zur Balzzeit manchmal himmelblau: Männchen des Moorfroschs.
© Hans-Bert Schikora (1994; Heimelberg/OHZ, Niedersachsen)
Taucht bei Störung blau ab und braunviolett wieder auf: balzendes Moorfroschmännchen
© Hans-Bert Schikora (1994; Heimelberg/OHZ, Niedersachsen)
Die Balz hat sich gelohnt: Moorfrösche bei Paarbildung und Laichablage.
© Hans-Bert Schikora (1994; Heimelberg/OHZ, Niedersachsen)
Moorfroschweibchen in typischer Landtracht
© Hans-Bert Schikora (1985; Hamberger Moor/OHZ, Niedersachsen)
Kann im Notfall auch perfekt schwimmen und tauchen: die lebendgebärende Moor-, Berg- oder Waldeidechse.
© Hans-Bert Schikora (1994; Augstumalmoor/Kurisches Haff, Litauen)
Moorspezialist mit grünen Augen: Weibchen des Moor-Gelblings.
© Hans-Bert Schikora (1985; Wurzacher Ried/Bad Wurzach, Baden-Württemberg)
Moor-Perlmutterfalter bei der Paarung. Weibchen rechts.
© Hans-Bert Schikora (1990; Komosse/Ulricehamn, Südschweden)
Hunger macht im Armmoor erfinderisch: Männchen des Moor-Bläulings saugt an sich zersetzendem Baumstamm
© Hans-Bert Schikora (1990; Komosse/Ulricehamn, Südschweden
Weibchen des Moor-Perlmutterfalters beim Blütenbesuch am Moorrand.
© Hans-Bert Schikora (2007; Rehbachmoor, Nationalpark Harz)
Typische Tagfalter nord- und mitteleuropäischer Armmoore. Links Männchen, rechts Weibchen. Von oben nach unten: Moor-Bläuling, Moor-Gelbling, Moor-Perlmutterfalter, Moor-Wiesenvögelchen.
© TOLMAN & LEWINGTON (1998; kombiniert & verändert)