Ganz bestimmt hast du draußen schon einmal Tagfalter beobachtet. Die meisten von ihnen besuchen bei Sonnenschein Blüten. Dort finden sie Nektar als Falternahrung.
Stell dir jetzt einmal vor, du wärst ein solcher Tagfalter. Wo in dieser Abbildung würdest du dich lieber aufhalten - im Vordergrund oder im Hintergrund?
Welch ein Unterschied! Im Vordergrund blühende Kulturlandschaft (Mähweide), im Hintergrund die riesige Hochfläche eines wachsenden Regenmoores. Lindgrüner, teilweise von Gebüsch verdeckter Streifen im oberen Bilddrittel Randsumpf (Lagg), dahinter das bewaldete Randgehänge.
© Hans-Bert Schikora (17.05.1993; Store Mosse/Värnamo, Südschweden)
Das Foto stammt aus Südschweden. Es wurde im Frühling von einem Wiesenhügel aus aufgenommen, der am Rand eines riesigen, wachsenden Regenmoores liegt. Die Antwort ist klar. Der Vordergrund mit seinen Löwenzahnblüten ist für Falteraugen viel attraktiver als das »öde«, bräunlichgelb gefärbte Moor im Hintergrund. Doch auch in Armmooren gibt es Tagfalter! Sogar ganz besondere Arten, die fast nur in Mooren vorkommen. Sie heißen beispielsweise Moor-Gelbling, Moor-Perlmutterfalter oder Moor-Bläuling. Bloß auf einer windigen, baumlosen Moorfläche, wie sie das Bild zeigt, könnten auch diese Moorspezialisten nicht überleben. Diese Schmetterlinge findest du in Mooren nur an ganz besonderen Plätzen.
Ähnlich ist das auch mit fast allen anderen Tieren, die im Armmoor zuhause sind. Sogar Moorpflanzen wachsen längst nicht überall im Armmoor. Die meisten Pflanzen und Tiere haben nämlich feste Adressen im Lebensraum Moor. Ihre »Adressen« sind ganz bestimmte Wohnstätten. Nur dort fühlen sie sich wohl und können wachsen und gedeihen. Welches die wichtigsten Wohnstätten der typischen Bewohner im Armmoor sind, wollen wir jetzt herausfinden. Danach wirst Du einige der Moorpflanzen und Moortiere selbst kennen lernen.
Als angehende Moorforscherin oder Moorforscher kannst du die »Adressen« von Moorpflanzen und Moortieren selbst leicht ermitteln. Die folgenden Abbildungen helfen dir dabei. Sie zeigen beide ein wachsendes, ungestörtes Regenmoor in Schweden. Es hat den Namen Ryggmossen und ist relativ klein. Es liegt in der Nähe der schwedischen Stadt Uppsala und ist seit langem Schutzgebiet. Du erkennst sofort, dass Ryggmossen fast kreisförmig ist. Wenn du genauer hinschaust, siehst du im Moor unterschiedlich gefärbte Zonen. Sie sind beinahe wie Ringe angeordnet.
Ein Regenmoor wie aus dem Lehrbuch: Ryggmossen, 25 km nw Uppsala, Provinz Uppland, östliches Mittelschweden. Durchmesser ca. 850 Meter. Geographische Koordinaten: 60°02’40”N, 17°20’00”E.
© GOOGLE EARTH 2010
Du siehst, dass der Aufbau von Ryggmossen stark an ein Spiegelei erinnert. Das Eigelb würde der aufgewölbten Hochfläche des Regenmoores und der Übergangszone zum ihrem Rand entsprechen. Dort wo beim Spiegelei das Eiweiß wäre, liegen der Randsumpf und der bewaldete Anstieg zur Moorfläche. So kannst du dir den Aufbau eines typischen Regenmoores leicht merken.
Aufbau wie ein Spiegelei: Wichtige Lebensraumtypen des Regenmoores am Beispiel von Ryggmossen/Uppsala, östliches Mittelschweden.
© SCHIKORA 2003; GOOGLE EARTH 2010 (veränd.)
Das Regenmoor besteht aus vier Zonen, die fast ringförmig von außen nach innen angeordnet sind:
Merkenswertes: Zonenartiger Aufbau eines typischen Regenmoores
1 der Randsumpf (= das Lagg)
2 der bewaldete Mooranstieg (= das Randgehänge)
3 die Übergangszone vom Randgehänge zum Moorzentrum (Hochfläche)
4 die zentrale Hochfläche mit ihren Bulten und Schlenken. Oft besitzt sie auch kleine Moorseen (die Kolke) und Moorbäche (die Rüllen).
Diese Zonen sind auch die gesuchten »Adressen« von Moorpflanzen und Moortieren!
Aufgabe:
Ein Grafiker hatte den Auftrag, einen Schnitt durch ein Regenmoor zu zeichnen. Bei der Beschriftung der Zeichnung war er unkonzentriert. Hilf ihm dabei, die entstandenen Fehler zu berichtigen!